Die Uhrenmarke Revue Thommen blickt auf eine Geschichte mit Höhen und Tiefen zurück. Ihre Ursprünge liegen im Jahr 1853. Ursprünglich war die Revue Thommen AG in Waldenburg BL angesiedelt.
Die Gründung der Revue Thommen
Traditionell führt der kürzeste Weg zwischen Nordsee und Mittelmeer über Basel. Aus diesem hatte das Waldenburgertal lange Zeit ein hohes Verkehrsaufkommen, was die Wirtschaft und den Handel ankurbelte. Mit dem Bau der Bahnstrecke Basel – Leistal – Olten war dies vorbei. Um einer Wirtschaftskrise vorzubeugen, gründete man in der Gemeinde Waldenburg 1853 die Uhrenfabrik „Société d’Horlogerie à Waldenburg“, um Rohwerke zu fertigen. Diese Idee erwies sich als Flopp und man verkaufte den Betrieb an den Geschäftsmann Gédéon Thommen (Waldenburg) und den Uhrmacher Louis Tschopp (Biel). Die privatwirtschaftliche Wende tat dem Unternehmen gut und es erholte sich. Tschopp verlies 1869 die Firma, damit war Thommen der alleinige Besitzer und der Name des Betriebes lautete nun „Gédéon Thommen – Uhrenfabrikation“. Thommen war ideenreich und beantragte schnell ein Patent auf die Auswechselbarkeit der einzelnen Bestandteile des Werks. Ein neues Werksgebäude wurde errichtet. Im Jahr 1875 war Thommen auf Zylinderarmbanduhren und Ankertaschenuhren spezialisiert. Der Betrieb wuchs weiter.
Die weitere Entwicklung
Als Thommen starb, übernahm sein Sohn Alphonse das Geschäft. Aus der Firma wurde die „Thommens Uhrenfabrik AG“ und der Markenname wurde in „Revue Thommen“ geändert. Im Jahr 1915 begann die Produktion von Cockpitinstrumenten für die neue Fliegertruppe im Auftrag des Bundes. Als 1918 der Techniker und Fliegeroffizier Reinhard Straumann zu Thommen wechselte, vertiefte sich das Engagement für avionische Armaturen. Im Jahr 1936 erteilte das schweizerische Militär Thommen einen Großauftrag, für den die Division „Thommen Fluginstrumente“ gegründet wurde. Die Führung des Unternehmens lag in den Händen von Alphonse Thommen und Hermann Straumann, dem Schwiegersohn Thommens. Diese wollten sich aber zur Ruhe setzen und bauten Roland Straumann (Hermanns Sohn) zum Nachfolger auf, der schließlich die Aktienmehrheit aufkaufte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
In den 1950er Jahren wurden neue Typen von Uhrwerken geschaffen, was die Unabhängigkeit von Thommen unterstrich. Alle Uhrenteile und auch die Maschinen und Werkzeuge wurden werksintern hergestellt. Im Jahr 1961 ging die „Thommens Uhrenfabrik AG“ eine Fusion mit mehreren Uhrenherstellern ein. Das Ergebnis war die MSR-Holding („Manufactures d’Horlogerie Suisse Réunies SA“). Auf diese Weise wollte die Gruppe die Quarzkrise und ihre Folgen für ihre Betriebe abfedern. Die Herstellung der Revue-Armbanduhren verlagerte sich zum Lizenznehmer „Vulcain SA“. Waldenburg verlor damit seine Produktion von Armbanduhren.
Seit 1993 gehörte die „Thommens Uhrenfabrik SA“ den drei Kindern von Straumann. Um die Jahrtausendwende gingen mehrere Mitglieder der MSR-Holding durch die Quarzkrise in Konkurs. Im Jahr 2015 benannte sich die „Revue Thommen AG“ in die „Thommen Aircraft Equipment AG“ um, um ihre Rolle als Lieferant der Luftfahrindustrie zu betonen. Der heutige Geschäftsführer ist Roland Buser.
Die „Cricket“
Schon im Jahr 1947 stellte die „Fabrique des Montres Vulcain SA“, die später zur MSR-Holding gehören sollte, die erste Armbanduhr mit integriertem Wecker her. Da das Wecksignal an das Zirpen einer Grille erinnerte, nannte man sie „Cricket“. Sogar der US-amerikanische Präsident Harry S. Truman bekam eine Cricket von Robert Ditisheim geschenkt. Auch der sowjetische Regierungschef Gorbatschow nannte eine Cricket sein Eigen.
Weitere Infos unter ⬈ thommenwatches.ch
Beitrag von ⬈ Fedor Singer