Historischer Film über Schattenseiten in der Schweizer Uhrenindustrie
Der neue Film des jungen Schweizer Regisseurs Cyril Schäublin – selbst ein Nachkomme einer Nordwestschweizer Uhrmacherfamilie – erzählt von der jungen Fabrikarbeiterin Josephine, die das mechanische Herzstück der Uhren herstellt, nach dem der Film benannt ist. Er spielt zu einer Zeit, als die Schweiz von Unfreiheit und Anarchie geprägt war…
UNRUEH spielt in einer Epoche technologischer Umbrüche und damit einhergehender markanter Veränderungen der sozialen Ordnung, die bis in die aktuelle Zeit hineinwirken.
An der Berlinale 2022 wurde der Film in der Encounters Sektion mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.
UNRUEH, Schwyzerdeutsch für „Unruhe“, hat mindestens drei Bedeutungen. Der Begriff steht für das grundlegende Teil jeder Uhr, der das Räderwerk antreibt und in der richtigen Balance hält. Aber er meint natürlich auch das Aufbegehren der Arbeiterinnen und Arbeiter, die sich die Freiheit eines selbstbestimmten Lebens nicht nehmen lassen wollen. Und das Wort weist natürlich auf das nervöse Lebensgefühl hin, ohne das die Moderne kaum auszukommen scheint…
UNRUEH – Der Film
Zum Inhalt:
Der Film beginnt im Neuenburger Jura, im Jahr 1877. Neue Technologien verändern eine kleine Uhrmacherstadt in der Schweiz des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die junge Fabrikarbeiterin Josephine stellt das mechanische Herzstück der Uhren her, die ‹Unrueh›. Während sie sich neuen Formen der Organisation von Geld, Zeit und Arbeit ausgesetzt sieht, beginnt sie sich in der lokalen Bewegung der anarchistischen Uhrmacher zu engagieren. Dort begegnet sie dem russischen Reisenden und Kartographen Pyotr Kropotkin…
Cyril Schäublins erster Spielfilm «Dene wos guet geit» (2017) wurde an Festivals rund um den Globus gefeiert und mehrfach prämiert. Mit «Unrueh» geht der Regisseur zurück zu seinen familiären Wurzeln – und weist darüber hinaus auch in die Gegenwart. Sein Film spielt in einer Epoche technologischer Umbrüche und damit einhergehenden markanten Veränderungen der sozialen Ordnung, die bis in die aktuelle Zeit hineinwirken. Ein facettenreicher, formal und schauspielerisch herausragender, durch Sprachwitz glänzender Spielfilm…
Fazit von film-rezensionen.de
Ein Film mit historischen Kostümen, aber kein Geschichtsschinken. Er schmückt wahre Begebenheiten aus der Geschichte der anarchistischen Arbeiterbewegung der Schweiz, mit leisen Anspielungen auf die zentralen Themen unserer Zeit aus – in unaufgeregtem, aber desto eindringlicherem Tonfall.
Unrueh in Basel
In Basel wird der Film im kult.kino zu sehen sein. Am 28. November 2022 gibt es dort auch einen «Kulturstammtisch» zum Film, inkl. Filmgespräch mit dem Regisseur und der Filmjournalistin Marcy Goldberg.
Englischer Titel: Unrest
Darsteller: Clara Gostynski, Alexei Evstratov, Monika Stalder, Li Tavor, Valentin Merz, Michael Fehr u.v.a.
Kamera: Silvan Hillmann
Musik: Li Tavor
Filmlänge: 93 Min
SRF Koproduktion
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